Sternstunde im Wolfstal

Gräfenroda hat in den letzten 50 Jahren so manches Gewichtheber-Highlight erlebt, das Finale der 2. Bundesliga vom Sonnabend zählt ohne Zweifel zu den Sternstunden der Sporthalle im Wolfstal, wozu sich auch Landrätin Petra Enders, Ortschaftsbürgermeister Dominik Straube und viele andere Ehrengäste eingefunden hatten. Ein bis zur letzten Sekunde spannender Wettkampf vor über 300 Zuschauern, vollen Rängen und begeisterten Fans  – sowohl aus Süddeutschland, als auch aus Gräfenroda und Umgebung sowie aus ganz Thüringen. „Er war eines Finales der 2. Liga würdig. Dafür ist vor allem auch den Gastgebern um Rene Holtmann und seinem Team zu danken“, schätzte Alexander Meinhardt-Heib, der auch für die Bundesliga zuständige BVDG-Vizepräsident, ein.

Dass in sportlicher Hinsicht die Gäste aus Baden-Württemberg den Ton angaben, konnte man erwarten. Immerhin waren Mannschaften des AC 92 Weinheim aus Baden-Württemberg und des AC 03 Speyer II aus Rheinland-Pfalz mit einigen „Legionären“ aus dem In- und Ausland bestückt. Dass aber am Ende mit 596.6 :596.4 ganze 0.2 Relativpunkte über Gold und Silber entschieden, war die Krönung. Speyer wurde als Vorjahrssieger von Weinheim entthront. Die ganze Zeit begleitete eine vom ehemaligen Gräfenrodaer Urgestein Norbert Striegel, der in der DDR Liga für die Gräfenrodaer hob, zusammengestellte Trommler- und Schlagzeuggruppe alle Heber vor ihren Auftritten. Die Stimmung war fantastisch und eine tolle Werbung für das Gewichtheben.

Zwischen Weinheim und Speyer entwickelte sich ein phantastischer Kampf mit ständig wechselnder Führung. Alle Sportler gingen an ihre Leistungsgrenzen und wurden frenetisch von allen Zuschauern angefeuert. Dass Gräfenroda aber im Stoßen mithalten konnte und hier zwischen den drei Mannschaften weniger als 20 Punkte lagen war ein Verdienst der schweren Gräfenroder Jungs um Griebel, Langkabel, Meiselbach und Stecklum. Der letzte Versuch von Josef Hesse entschied den Wettkampf zugunsten der Weinheimer. Und eine, die sich im Siegerteam ganz besonders darüber freute, war Ivonne Rohde. „Meine bisher letzte Meisterschafts-Goldmedaille hatte ich 2007 erkämpft. Und jetzt, zwölf Jahre später, nun dieser Erfolg in der Mannschaft, nachdem ich eigentlich meine Laufbahn schon beendet hatte “, freute sich die 37-Jährige. Sie ist seit einiger Zeit auch die Physiotherapeutin der deutschen Nationalmannschaft.

Das ganze Finale hatte aber auch ein unübersehbar deutliches Thüringer Kolorit. Natürlich durch die von Rene Holtmann und Rolf Heyer betreute Gräfenrodaer Mannschaft, die mit 554.5 Zählern einen neuen Vereinsrekord in der Relativwertung aufstellte. Auch im Reißen und Stoßen wurde neue Bestwerte aufgestellt. So auch durch das Kampfrichterteam mit Regina Heuer aus Breitungen und den Technischen Kontrolleur Burkhardt Duderstadt aus Ohrdruf. Und auch der BVDG-Vizepräsident aus Rudolstadt bezeichnet sich gern als „Neu-Thüringer“, der ursprünglich aus dem Saarland kommt. In der Pause zwischen dem Reißen und dem Stoßen wurde von einer Tanzgruppe aus Ilmenau und Eisenach sogar thüringisch gerock’n’rollt. Nicht zu vergessen, dass die wiederum vorzüglich kulinarische Betreuung mit Rostbratwürsten und etlichen Kuchensorten voll und ganz der Region entsprach.

Nach seiner Einschätzung über die Leistung der Heimmannschaft befragt, war Rene Holtmann nicht ganz so euphorisch. „Man kann zufrieden sein“, meinte er. „Wenn unsere beste Heberin Julia Perlt dabei gewesen wäre, hätten wir sogar Chancen gehabt, das Finale zu gewinnen.“ So aber musste sie wegen Rückenproblemen pausieren und konnte ihre Chance nicht wahrnehmen, sich für die Junioren-Europameisterschaften im Oktober in Moldawien zu qualifizieren. Auch für Philipp Griebel und Andre Langkabel stand Moldawien auf dem Programm, doch beide verpassten knapp die Norm. Nun können alle drei ihre Teilnahme beim Pokal der Blauen Schwerter Ende August in Meißen noch perfekt machen. Acht Gräfenrodaer empfingen am Ende aus dem Händen von Bernhard Eckardt – einem Trainer-Urgestein des Vereins – verdienten ihre Medaillen, denn auch die Pflege der Traditionen ist eine der Stärken des SV 90 Gräfenroda

Nach der tollen Abschlussparty verabschiedeten sich einstimmig alle Gäste mit den Worten “Die geilste Gewichtheberparty die sie bisher erlebt hatten“ und daran hatten der gigantische Auftritt um die Truppe von Norbert Striegel einen großen Anteil.

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